Schlehdorn

Beschreibung

  • Wissenschaftlicher Name: Prunus spinosa
  • Volksnamen:  Schlehendorn, (Gemeine) Schlehe, Sauerpflaume, Heckendorn, Schwarzdorn, Deutsche Akazie, Ackerpflaume
  • Pflanzenfamilie: Rosengewächse (Rosaceae), Gattung Prunus, Tribus: Steinobstgewächse (Amygdaleae)
  • Vorkommen: Die Gewöhnliche Schlehe ist in weiten Teilen Europas, in Nordafrika sowie in Gebieten von Vorderasien bis zum Kaukasus beheimatet. Sie wächst an Weg- und Waldrändern, in Hecken oder an felsigen Hängen und bevorzugt nährstoffreiche, eher kalkhaltige, steinige Böden an sonnigen Standorten.
  • Verwendete Pflanzenteile: Früchte
  • Inhaltsstoffe: Die Früchte beinhalten Flavonoide, Gerbstoffe und Pektin, Bitterstoffe, Vitamin C , Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6 und Vitamin K.

Die Schlehe wächst als Strauch oder als kleiner Baum und erscheint stark verästelt. Die flachen Wurzeln sind weitreichend und treiben Schösslinge, wodurch sich häufig dichte Hecken bilden. Die Rinde ist sehr dunkel bis schwärzlich. Die Zweige bilden zahlreiche Kurztriebe, die häufig mit Dornen enden. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt und am Rand fein gesägt. Junge Blätter sind zunächst flaumig behaart, verlieren die Behaarung jedoch später und weisen eine mittelgrüne Färbung auf.

Die zahlreichen weißen Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb von März bis April. Sie sind starr abstehend und wachsen an den Kurztrieben. Sie stehen einzeln oder zu zweit dicht beieinander und sondern einen leichten Mandelduft ab. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten wie z.B. Bienen oder Schmetterlinge, bei denen sie aufgrund ihres reichlichen Nektarangebotes sehr beliebt sind.

Nach der Befruchtung bilden sich bläulich schwarze, kugelige Steinfrüchte. Das Fruchtfleisch ist grün und eng mit dem kugeligen bis linsenförmigen Steinkern verwachsen. Die Früchte bleiben den Winter über am Strauch. Die Ausbreitung der Samen erfolgt über Tiere, die die Früchte verzehren. Schlehenhecken sind für viele Vogelarten ein idealer Lebensraum.
Vegetativ kann die Schlehe über Stecklinge vermehrt werden, die möglichst zwischen November und Februar von einjährigen Zweigen geschnitten werden sollten. Auch Zweige, die an der Mutterpflanze belassen werden, können zum Boden gebogen werden, damit sie Wurzeln bilden.

Nutzen für Insekten und Vögel

Die Schlehe zählt zu den wichtigsten Wildsträuchern für Tiere. Sie gilt als ausgesprochene Schmetterlingspflanze und dient zur Zeit ihrer Blüte im Frühjahr zahlreichen Schmetterlingen, u. a. dem Tagpfauenauge, als Nektarquelle. Ihre Blätter stellen insbesondere für die Raupen des gefährdeten Grauen Laubholz-Dickleibspanners (Lycia pomonaria) und Gebüsch-Grünspanners (Hemithea aestivaria) oder des stark gefährdeten Schwalbenwurz-Kleinspanners (Scopula umbelaria) eine wertvolle Futterpflanze dar. Der vom Aussterben bedrohte Hecken-Wollafter legt vorwiegend in der Schlehe seine Eier ab. Für die Jungraupen stellen die Schlehenblätter die erste Nahrung dar. Auch der Segelfalter nutzt die Schlehe.

Auch mehrere Käferarten sind auf den Schlehdorn als Nahrungsquelle angewiesen. Der selten gewordene Goldglänzende Rosenkäfer knabbert gerne an den Blütenblättern und dem Pollen der Pflanze. Eine Rüsselkäferart, der Schlehen-Blütenstecher (Anthonomus rufus), lebt als einzige mitteleuropäische Käferart ausschließlich auf der Schlehe. Als Blattfresser an Schlehe sind die Blattkäfer Clytra laeviuscula, Smaragdina salicina und Cryptocephalus chrysopus beobachtet worden. Im Holz der Schlehe entwickelt sich die Larve des (wärmeliebenden) Bockkäfers Phymatodes rufipes. Für etwa 20 Wildbienenarten stellt der Schlehdorn im zeitigen Frühjahr einen wertvollen Pollen- und Nektarspender dar.

Von den Früchten des Schlehdorns ernähren sich etwa 20 Vogelarten, darunter auch Meisen und Grasmücken. Schlehenhecken bieten speziell Strauchbrütern einen idealen Lebensraum. Diesen nutzt zum Beispiel der selten auftretende Neuntöter. Er spießt an den Dornen der Schlehe seine Beutetiere wie Insekten oder Mäuse auf.

Verwendung als Lebensmittel und Heilkraut

Die Früchte schmecken sehr herb und bitter. Erst durch Frosteinwirkung wird der Geschmack ein wenig milder. Die Steine sind jedoch giftig und dürfen nicht gegessen werden. Unreife Früchte können ähnlich wie Oliven eingelegt werden. Aus reifen Früchten lässt sich Fruchtsaft, Likör, Obstwein oder Marmelade herstellen.
Das Holz der Schlehe ist sehr hart und wird z.B. zum Schnitzen oder zur Herstellung von Spazierstöcken verwendet.

Die Blüten, die Wurzelrinde und die Früchte besitzen Heilwirkungen. Aus den Blüten kann ein Tee zubereitet werden, der den Stoffwechsel unterstützt und Blut reinigend wirkt. Desweiteren hilft er bei Magenbeschwerden und Verdauungsproblemen (Durchfall, Blähungen, Verstopfung) sowie bei Blasen- und Nierenbeschwerden. Er wirkt zudem Harn treibend, Fieber senkend, Schweiß treibend, Schleim lösend und schwach abführend. Äußerlich angewendet hilft ein Aufguss bei Hautproblemen (z.B. Hautausschlägen).
Die getrockneten Früchte können als solche gegessen oder zu Saft verarbeitet werden. Sie wirken zusammenziehend, Magen stärkend und regen den Appetit an. Außerdem helfen sie bei Nierengrieß oder Blasensteinen. Das Kauen der getrockneten Früchte hilft zudem bei Zahnfleisch- oder Mundschleimhautentzündungen.
Eine Abkochung der Wurzelrinde wirkt Fieber senkend.
Schlehenelixier kann als Stärkungsmittel nach Infektionskrankheiten verwendet werden.

Illustration: Depositphotos | Design: Barbara Koch